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Schwarzer Rettich im Winter – scharfe Kugel mit Zauberkräften

Schwarze Winterrettich im Erdboden
Der Schwarze Rettich im Garten

Schwarzer Rettich war unverzichtbarer Bestandteil im Garten meines Vaters. Auch im Freisinger Garten ist ab spätem Herbst Erntezeit für die scharfe, schwarze Knolle.

Von Radieschen, Eiszapfen und Ostergruß im Frühjahr, über weiße, kegelförmige Rettiche im Frühsommer bis zum kugelrunden Schwarzen Rettich ab Oktober: Rettiche sind ein Muss im Geniessergarten. Der Schwarzer Rettich jedoch ist für mich der edelste unter den scharfen Rüben aus dem Garten.

Schwarzer Rettich ist regional und saisonal

Schwarzer Rettich - Knolle mit Blatt
Der Schwarze Rettich frisch aus dem Garten

Der Schwarze Winter-Rettich wurde schon von den alten Ägyptern der Pharaonenzeit genutzt. Noch bis vor 50 Jahren war er in Deutschland als typisches Wintergemüse sehr beliebt. Wie anderes „vergessenes Gemüse“ wie etwa Steckrüben oder Pastinaken ist auch der Schwarze Rettich in den letzten Jahrzehnten aus der Mode gekommen und aus den Regalen der Märkte und Supermärkte verschwunden.

Erst mit der Rückbesinnung auf eine ökonomisch wie auch ökologisch sinnvolle Gemüse- und Vitalstoffversorung auch im Winter, wurde der Schwarze Rettich für die regional-saisonale Küche wieder neu entdeckt. Es müssen ja zu Weihnachten nicht wirklich Erdbeeren sein …

Für was ist Schwarzer Rettich gut?

Eigentlich für alles, denn der Winter-Rettich hat für mich vielseitige Zauberkräfte:

  • Der Schwarze Rettich bringt im Winter knackige Frische auf den Tisch
  • Er ist als Rohkost und Salat sehr gesund
  • und hat als Hustensaft nachweisbar Heilkräfte
  • Im Garten eine späte Kultur z.B. nach Frühkartoffeln
  • Deshalb auch keine Probleme mit Maden und Rettichschwärze wie bei Sommerrettichen
  • Kann man bis in den Dezember hinein frisch aus dem Garten ernten
  • Danach einfach und lange lagerbar

Anbau im Garten

Schwarzer Rettich wird von Juli bis August ins Freiland gesät. Dabei den Samen nur flach mit Erde bedecken, gut andrücken und feucht halten. Hier hilft eine alte Gärtnerregel: Deckerde etwa so hoch wie das Saatkorn dick. Nach meiner Erfahrung kommt Schwarzer Rettich entgegen vielen Beschreibungen auch mit schwereren, lehmigen Böden hervorragend zurecht. Nach dem Keimen werden die Sämlinge vom Schwarzen Winterrettich nach und nach auf 15 – 20 cm Abstand ausgedünnt. Wichtig: In der Wachstumszeit reichlich und wenn möglich gleichmäßig gießen. Bei der Beetplanung und Fruchtfolge beachten: Rettiche sind Kreuzblütler, auch zum Beispiel alle Kohlsorten sind Kreuzblütler und deshalb als Nachbarn oder Vorfrucht eher ungünstig. Die Ernte erfolgt dann je nach Saattermin vom September bis in den Dezember hinein.
Ich habe 2018 am 08. August gesät und ernte nun seit Anfang Oktober.

Schwarzer Rettich lässt sich lange frisch aus dem Gartenboden ernten, denn erst, wenn die harten Fröste kommen, müssen die Rettich-Kugeln geerntet werden. Sie sind absolut druckunempfindlich und können im kühlen Keller, in Sand eingeschlagen, problemlos bis zum nächsten Frühjahr gelagert werden. Schwarzer Rettich zählt wie Karotten, Kopfkohl, oder Rüben zu den typischen Lagergemüsen und ist deshalb ein wichtiges Puzzleteil in der regional-saisonalen Selbstversorger-Küche.

Rettichschwärze ade!

Ein weiteres großes Plus der schwarzen, scharfen Knolle: Im Anbau muss sich Gärtnerin und Gärtner nicht mit den üblichen Krankheiten und Schädlingen abplagen. Erstens ist der Schwarze Winterrettich durch seine Schärfe und Härte sehr widerstandsfähig, zum anderen haben mit der späten Aussaat und dem Wachstum im Herbst/Winter die „Würmer“ (Maden der Kohl- oder Rettichfliege) und vor allem die gefürchtete Rettichschwärze (mehr dazu siehe den Link unten) keine Chance. So ist es einfach eine Freude, die Knolle ohne Fraß- und andere Schäden aus dem Boden zu ziehen und in die Küche zu bringen – außen rau und schwarz, innen fein und blendend weiß.

Rezepte: Winter-Rettich in der Ernährung

Schwarzer Rettich in Scheiben - aufgeschnittene Knollen
Der Schwarzer Winterrettich macht auch rein optisch was her…

Schwarzer Rettich schmeckt einfach wunderbar zur Brotzeit mit Bauernbrot und einem kühlen Bier! Schwarzer Rettich ist schärfer als der Sommerrettich, für die Umsetzung diverser Rettich-Rezepte ist dies zu beachten. Er dabei aber einen viel intensiven, erdigen Geschmack mit einem festeren Fleisch.

Bei uns wird der schwarze Rettich meist in feine Scheiben geschnitten und anschließend gesalzen. Nach dem Salzen darf der Schwarze Rettich erst einmal eine halbe Stunde „weinen“. Durch das Bestreuen mit Salz reduziert sich die für Rettiche typische, und beim Schwarzen Rettich sehr ausgeprägte Schärfe. Die scharfe Knolle kann aber auch geraspelt und mit einem Essig/Öl-Dressing als Salat angerichtet oder auch nur als würzige Zutat zum saisonalen Endiviensalat gegeben werden.

Überdies soll er auch gebraten und in der Suppe verwendet werden können. Dafür sind mir persönlich seine wertvollen Inhaltsstoffe für die gesunde Ernährung viel zu schade, die beim Erhitzen zerstört werden. auch der typische Geschmack geht beim Kochen verloren. Ich freue mich doch gerade Winters über etwas Knackiges, Frisches – Suppen gibt vom anderen, langweiligen Wintergemüse  :)

Schwarzer Rettich kann vor der Zubereitung geschält werden. Das ist aber meiner Meinung nach Verschwendung eines wertvollen Teils des Gemüses, zumal der schwarze Rand um die weißen Rettichscheiben herum einfach auch gut aussieht. Da reicht ein ordentliches Putzen mit der Gemüsebürste völlig aus.

Schwarzer Rettich als bewährtes Hustenmittel

Schwarzer Rettich für Hustensaft auf einem Glas mit gesammelten Rettichsaft
Heilsamer Rettichsaft tropft ins Glas. Foto Silke Bretschneider

Doch nicht nur in der Küche, sondern auch als natürliches Heilmittel wird der Schwarze Winterrettich geschätzt – vor allem bei Erkältungskrankheiten! Dank der scharfen, antioxidativen Senföle fördert der Winterrettich den im Winter trägen Stoffwechsel und wirkt entwässernd. Die Senföle wirken in diesem alten Hausmittel insbesondere in Form von Saft bzw. Sirup bei hartnäckigem Husten, Bronchitis und lästiger Heiserkeit. Zudem ist er ein zuverlässiger Lieferant von Vitamin C.
Die Herstellung des Hustensirups ist dabei denkbar einfach. Dafür wird dem Schwarzen Rettich mit Zucker der Saft entzogen.

Empfohlen wird, 3 – 5 Mal täglich einen Teelöffel Sirup auf der Zunge zergehen zu lassen.
(Danke an Silke Bretschneider für das lehrreiche Foto rechts! www.facebook.com/kleine.hexe.313)

Rezept für Rettich-Hustensirup

Zutaten: Schwarzer Rettich, brauner Rohrzucker und ein Schaschlikspieß oder Ähnliches. Von Honig rate ich ab, denn der verflüssigt sich zu schnell. Dadurch werden die Zellen des Winterrettichs nicht aufgebrochen und können somit diese ihren wertvollen Rettichsaft nicht freigeben.

  • Zuerst den Strunk des Rettichs oben als Deckel abschneiden.
  • Dann mit einem Messer und einem scharfen Löffel den Schwarzen Rettich aushöhlen. Es sollte nur noch maximal 1 cm Rand stehen bleiben.
  • Anschließend mit einem Schaschlikspieß oder Ähnlichem vom Boden des ausgehöhlten Rettichs aus Richtung Wurzel ein Loch durch den Schwarzen Rettich bohren. Dabei mit leichten Drehbewegungen das Loch etwas aufweiten, damit später der Rettichsirup abfließen kann.
  • Jetzt das Rettichfleisch vom Aushöhlen in Stückchen hacken und mit etwa der gleichen Menge Rohrzucker mischen.
  • Daraufhin die Zucker-Rettich-Mischung in den ausgehöhlten Schwarzen Rettich füllen. Da wird anfangs nicht alles gleich hineinpassen. Deshalb den Rest in einer verschließbaren Schüssel aufheben.
  • Dann den so vorbereiteten Rettich mit der Spitze/Wurzel nach unten auf ein Glas setzen und mit dem abgeschnittenen Deckel wieder abschließen.
  • Bald schon perlen die ersten Tropfen vom Rettichsaft ins Glas.
  • Nach ein paar Stunden kann man weitere Rettich-Zucker-Mischung hinzugeben, da sich durch das Abtropfen die Rettichmasse verkleinert. Das Ganze am besten über Nacht ziehen lassen.
  • Ein durchschnittlicher Schwarzer Rettich liefert etwa 100 ml Hustensirup.
  • Schließlich den Hustensirup in eine kleine Flasche füllen und im Kühlschrank aufheben.
  • Durch den hohen Zuckergehalt hält sich der hausgemachte Husten-Sirup eine Weile. Am besten jedoch frisch verwenden und bald aufbrauchen.

Andrea von „Ohlala & Solala – nachhaltig & gesund“ erklärt im Video, wie ihr die Kraft des schwarzen Rettichs in einen Erkältungssirup verwandelt.

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